Historisches Bild des Monats Juli
Säulenbasilika St. Georg auf der Insel Reichenau, 1992. | LMZ/Andrea Rachele
Jeden Monat ein neues Foto aus dem Bildarchiv
Das Bild des Monats Juli zeigt die 896-913 erbaute flachgedeckte Säulenbasilika St. Georg auf der Insel Reichenau von Südosten. Sie liegt im Südosten der größten Bodenseeinsel, im Ortsteil Oberzell.
Die Kirche besitzt eine Doppelchoranlage und wird im Osten von einem eingezogenen Rechteckchor abgeschlossen. Westlich des Chores erhebt sich über der abgeschnürten Vierung ein Vierungsturm. Die abgeschnürte Vierung ist dadurch entstanden, dass das Querhaus niedriger als das Hauptschiff ist. Das Querhaus, das ursprünglich durch runde Konchen abgeschlossen wurde, lässt sich lediglich anhand des markanten östlichen Strebepfeilers von außen wahrnehmen. Die westliche, ebenso eingezogene halbrunde Apsis ist einige Jahrzehnte später entstanden. Im 11. Jahrhundert wurde die Kirche mit einer niedrigen, langgezogenen Vorhalle mit rechteckigem Abschluss ausgestattet. Diese Vorhalle beherbergte, wie die meisten Westwerke, eine Michaelskapelle, da St. Michael im mittelalterlichen Glauben als Kämpfer gegen dämonische Mächte galt.
Die Kirche wurde in den spätkarolingischen Zeiten von dem Abt des Benediktinerklosters Reichenau Hatto III. (Amtszeit 888–913) gegründet. Er erhielt 896 vom Papst Formosus wertvolle Reliquien des Heiligen Georgs, darunter ein Schädelstück des Heiligen, der unter Kaiser Diocletian den Märtyrertod starb. Vermutlich wurde diese Reliquie in der Hallenkrypta aufbewahrt, die den ältesten Teil der Kirche St. Georg bildet. Die Kirche verfügt über einen stark überhöhten Ostteil, worunter sich die Krypta befindet. Sie ist vom Mittelschiff über zwei Zugänge erreichbar.
Die Kirche ist insbesondere durch ihre Wandmalereien an der Scheidmauer des Mittelschiffes bekannt, welche die Wundertätigkeit Jesu darstellen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie erst im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts entstanden sind. Sie weisen stilistische Parallelen zur Buchmalerwerkstatt des Klosters Reichenau auf, welches im 10. und 11. Jahrhundert herausragende Zeugnisse ottonischer Buchmalerei hervorbrachte.
Die Benediktinerabtei Reichenau wurde im Jahr 724 durch den Wanderbischof Pirmin gegründet. Aus diesem Anlass veranstaltet das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg, Konstanz die große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“. Hierbei werden auch die historischen Originalschauplätze auf der Insel eingebunden.
Aufgenommen wurde die Kirche St. Georg von Andrea Rachele. Sie stand 1987-2014 im Dienst der Labdesbildstelle Baden und später des Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. Sie hat unser Bundesland unermüdlich, aus nächster Nähe, aber auch aus größeren Höhen fotografisch dokumentiert.
Eine Auswahl ihrer Bilder finden Sie hier:
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