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Historisches Bild des Monats September

Zita Bugbee
Schwarz-Weiß Foto des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Aufnahme um 1928.

Fotoaufnahme Stuttgarter Hauptbahnhof, um 1928. | LMZ/Robert Bothner

Jeden Monat ein neues Foto aus dem Bildarchiv

Das Bild des Monats September zeigt den Stuttgarter Hauptbahnhof zur Zeit seiner endgültigen Fertigstellung im Jahr 1928. Die Aufnahme erfolgte aus nordwestlicher Richtung mit einer großformatigen Plattenkamera auf einer Glasplatte im Format 18x24 cm, einem der größten verfügbaren Formate jener Zeit. Dieses Format hätte dem Fotografen ermöglicht, fast das gesamte Gebäude auf einem Bild zu erfassen, wenn er sich weiter nach links gedreht hätte. An diesem sonnigen Nachmittag entschied er sich jedoch offensichtlich dafür, nicht das gesamte Bauwerk darzustellen. Stattdessen zeigt das Bild einen Teil des Schlossgartens sowie den zu jener Zeit bereits lebhaften Verkehr mit Passanten, Straßenbahnhaltestellen und Taxiständen vor der großen Schalterhalle und dem Empfangsgebäude. Daher ist der heute nicht mehr bestehende Teil des Nordflügels auf dieser Fotografie nicht zu sehen. Heute ist die Bau- und Abrissgeschichte des Stuttgarter Hauptbahnhofs bekannt, die Umbauarbeiten beschäftigen nicht nur die Anwohner der Landeshauptstadt. Aus diesem Grund soll bei der Beschreibung des Bildes dieses Monates aus einem besonderen Anlass der Fotograf im Fokus stehen.

Der neue Bahnhof wurde von Robert Bothner fotografiert, der in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden wäre. Geboren am 19. August 1889 in Botnang, einer damals eigenständigen Gemeinde, die überwiegend von Industriearbeitern bewohnt war, hatte Bothner jedoch einen handwerklich begabten Vater. Eduard Bothner war Handwerksmeister, was möglicherweise der Grund dafür war, dass der erst 13-jährige Robert eine Ausbildung im renommierten Stuttgarter Fotohaus Hirrlinger begann. In den frühen 1920er Jahren führten den jungen Fotomeister seine Wanderjahre ins Ausland, da das Wandern seine zweite Leidenschaft war. Der sozial engagierte Bothner war zeitlebens der Naturfreundebewegung verbunden, die nahe an der Arbeiterbewegung stand.

In dieser Zeit wurde die Württembergische Bildstelle gegründet – die Vorgängerinstitution der Landesbildstelle Württemberg und somit des heutigen Landesmedienzentrums Baden-Württemberg. Ihr Auftrag war es, die Schulen mit geeignetem, pädagogisch aufbereitetem Bildmaterial zu versorgen. 1926 wurde die Fotografische Abteilung eingerichtet, deren Leiter und erster Fotomeister Robert Bothner war. Die Anfangsjahre der Abteilung waren zwar von finanziellen Schwierigkeiten geprägt, doch begann Bothner zu dieser Zeit Württemberg systematisch fotografisch zu dokumentieren. Die Landeshauptstadt, beschaulich und modern zugleich, bot ihm zahlreiche Bildmotive.

Ende August 1939 wurde Bothner als Kriegsberichterstatter zur Wehrmacht einberufen, wo er wichtige diplomatische Ereignisse und Truppenaufmärsche fotografierte. Nach seiner Rückkehr Ende 1945 musste Bothner das Fotoarchiv, das den Krieg glücklicherweise unbeschadet überstanden hatte, zukunftsfähig machen und den Bestand durch neue Aufnahmen erweitern. Trotz verlockender Angebote aus der Privatwirtschaft blieb er dem Archiv bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1963 treu und legte mit etwa 50.000 Aufnahmen den Grundstock unseres Archivs.

Robert Bothner verstarb am 20. Juni 1967.

Im Bezirksrathaus Wangen wird am 06.09.2024 um 18.00 Uhr eine Ausstellung mit seinen ausgewählten Fotografien eröffnet. 

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Die Einladung zu Vernissage am 06.09.2024 in Bezirksrathaus Wangen finden Sie hier:

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Viele digitalisierte Aufnahmen des Bildarchivs sind in der SESAM-Mediathek integriert und können dort recherchiert werden.

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Zita Bugbee

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