Mit Medien in den Familienurlaub? – Tipps für entspannte Tage
Medien auch im Urlaub verantwortungsvoll nutzen
„Wann sind wir endlich da?“ – Diesen Klassiker unter den Fragen auf der Fahrt ins ersehnte Urlaubsdomizil dürften alle Eltern nur zu gut kennen. Groß ist die Versuchung, Kinder auf dem langen Reiseweg ausgiebig mit Medien aller Art abzulenken. Doch nicht nur während der Reise, auch während des Familienurlaubs selbst haben Eltern und Kinder mehr Freizeit als im Alltag – und damit potenziell auch mehr Zeit für Medien. Wie können Eltern und Kinder auch im Urlaub verantwortungsvoll mit Medien umgehen? Wir geben Tipps rund um Mediennutzungszeiten, das Teilen von Urlaubsfotos und „Urlaub“ von der digitalen Medienwelt (Digital Detox).
Tipp 1: Mediennutzungsregeln im Urlaub beibehalten
Insbesondere für jüngere Kinder bieten Nutzungsregeln für digitale Medien eine erste Orientierung, um sich in unserer vielfältigen Medienwelt zurechtzufinden. Wenn sie im Alltag bereits etabliert sind, sollten sie während der Urlaubszeit weder aufgeweicht noch verschärft werden. „Eine Abweichung von den gewohnten Nutzungsregeln im Familienurlaub macht es schwer, danach wieder in den Alltag zurückzufinden“, meint Medienpädagogin Andrea Zeisberg, die für die Medienpädagogischen Beratungsstelle am LMZ tätig ist. „Statt mehr Medienzeit zu verhandeln, sollte der Fokus darauf gelegt werden, was in der zusätzlichen Freizeit gemeinsam als Familie unternommen werden kann.“
Tipp 2: Medienzeit gemeinsam mit der Familie verbringen
An einem Regentag gemeinsam einen Film schauen, mit dem Sohn ein TikTok-Video drehen oder mit der Tochter ein Online-Game zocken? Familienurlaube bieten für Eltern Zeit und Raum, um die Medienwelten der eigenen Kinder besser kennen und verstehen zu lernen. „Auch die Sehenswürdigkeiten oder Aktivitäten am Urlaubsort können gemeinsam recherchiert werden“, erklärt Medienpädagogin Zeisberg. „Kinder bekommen so die Gelegenheit, den Urlaub selbst mitzugestalten, und erlernen Recherche- und Informationskompetenz. Jüngere Kinder sollten hierfür am besten Kindersuchmaschinen verwenden.“ Ergänzend dazu können Apps genutzt werden, die sich gezielt mit der Geschichte, Kultur oder Geografie eines Landes beschäftigen.
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Tipp 3: Digitale Medien maßvoll zur Erholung nutzen
Medien- und Bildschirmzeit kann auch erholsam sein: Das wissen Eltern aus eigener Erfahrung. Wenn Handy, Tablet und Co. maßvoll genutzt werden, kann es entspannend sein, schöne Urlaubsmomente mit Freunden zu teilen, eine Sommer-Playlist auf dem Handy anzuhören oder eine Runde des geliebten Handyspiels zu zocken. „In einer fremden Umgebung kann es ein gewohntes Ritual sein, die Lieblingsserie anzuschauen oder das Lieblingsbuch vorgelesen zu bekommen. Medien – egal, ob digital oder analog – können dabei unterstützen, Beruhigung zu schaffen und den Tag abzuschließen“, empfiehlt LMZ-Medienpädagogin Andrea Zeisberg.
Tipp 4: Urlaubsfotos nur nach Rücksprache mit Familienmitgliedern teilen
61 Prozent der Social-Media-Nutzer/-innen ab 16 Jahren teilen mehr Fotos und Videos aus ihrem Urlaub als aus ihrem Alltag (Quelle: bitkom research 2023). Darunter finden sich auch zahlreiche Schnappschüsse von Kindern und Jugendlichen in Badebekleidung oder Unterwäsche. Bevor Eltern ihr Urlaubsglück auf einem sozialen Netzwerk oder via Messenger-Status teilen, sollten sie bedenken, dass die geteilten Fotos irgendwo im Netz landen und auch von Menschen mit zweifelhaften Motiven missbraucht werden können. Andrea Zeisberg von der Medienpädagogischen Beratungsstelle rät daher generell davon ab, Fotos von leicht bekleideten Kindern zu teilen.
Abgesehen davon haben bereits Kleinkinder ein Recht am eigenen Bild. „Was Eltern niedlich finden, kann für Kinder peinlich sein“, gibt Zeisberg zu bedenken. „Am besten beziehen Eltern daher bereits Kleinkinder in die Frage mit ein, ob sie anderen bestimmte Fotos von sich zeigen möchten oder nicht.“ Natürlich gilt das für alle Familienmitglieder, ob jung oder alt. Beim gemeinsamen Sichten von Urlaubsfotos kann die Familie dann auch gleich schöne Erinnerungsfotos fürs Wohnzimmer oder ein Fotobuch aussuchen. Statt Fotos nur für die sozialen Medien zu knipsen, können Eltern so auch die analoge Nutzung von Bildern in den Vordergrund rücken.
Tipp 5: Urlaubszeit für Digital Detox nutzen
Wer sich im Urlaub nachhaltig erholen möchte, könnte sich auf ein spannendes Experiment mit seiner Familie einlassen und einen Urlaub vom digitalen Medienkonsum gleich mit einplanen. Damit dieser „Digital Detox“ – das „digitale Fasten“ – gelingt, empfiehlt LMZ-Medienpädagogin Andrea Zeisberg klare Rahmenbedingungen, ein Alternativprogramm und gemeinsame Reflexion. Zunächst sollte die Familie festlegen, in welchem Zeitraum digitale Medien tabu sind: Für ein paar Stunden täglich? An bestimmten Urlaubstagen? Oder eine ganze Woche lang? Um eine Erreichbarkeit in Notfällen zu garantieren, sollten auch Ausnahmen von der Regel besprochen werden, wie zum Beispiel das Mitführen eines Notfallhandys.
Ein attraktives Alternativprogramm vermeidet Frust. Neben den typischen Urlaubsaktivitäten können Medien in ihrer analogen Form genutzt werden: Warum nicht einmal Urlaubsgrüße als Postkarte versenden? Spiele als Brett-, Karten- oder Ballspiel umsetzen? Gemeinsam eine Kettengeschichte erfinden? Oder Musik mit eigenen Instrumenten machen? In Anlehnung an Social-Media-Challenges können sich Eltern Challenges im realen Leben ausdenken – zum Beispiel einen Tagesausflug ohne digitale Medien zu planen und umzusetzen. Parallel dazu sollten Eltern regelmäßig mit ihren Kindern darüber sprechen, warum Digital Detox sinnvoll sein kann und wie es allen Familienmitgliedern damit geht. Weitere Ideen für das Alternativprogramm und eine Urlaubsreise ohne Medien finden sich hier:
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Noch Fragen? Die Medienpädagogische Beratungsstelle unterstützt
Die Medienpädagogische Beratungsstelle unterstützt Eltern bei Fragestellungen und Problemen rund um die digitale Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Das Beratungsteam bietet aktuelle Informationen und Tipps für den Familienalltag. Hierfür vereint es medien-, sozial- und schulpädagogische sowie erziehungswissenschaftliche Expertise. Auch wenn Sie Unterstützung in Ihrer Nähe suchen, vermittelt die Beratungsstelle gerne einen Kontakt.