Unterrichtsmaterial für den Fernunterricht erstellen
Welche Eigenschaften machen Lernmaterial zu gutem Online-Lernmaterial?
Das Jahr 2021 startete für Schüler/-innen wie Lehrer/-innen in ganz Deutschland im Fernunterricht. Banale Selbstverständlichkeiten beim gemeinsamen Lernen vor Ort wie sich gegenseitig jederzeit sehen, Fragen stellen oder einander Feedback geben zu können sind beim Online-Lernen nicht oder zumindest nicht dauerhaft gegeben.
Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihren Schülerinnen und Schülern Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen, das sie eigenständig und frustrationsfrei bearbeiten können. In einem Online-Seminar des LMZ im Frühjahr 2020 gab der Berufsschullehrer Benedikt Sauerborn aus Freiburg praxisnahe Tipps zur Gestaltung von Online-Lernmaterial. Lernen Sie im Folgenden die vier Aspekte kennen, die aus seiner Sicht besonders wichtig sind.
Tipp 1: Klarheit durch eine „sprechende“ Struktur
Damit sich Kinder und Jugendliche im Fernunterricht auf die Inhalte konzentrieren können, sollten sie beim Erfassen von Aufgaben und Texten durch eine einfache Sprache und eine „sprechende“ Struktur kognitiv entlastet werden. Bei Aufgabenstellungen gelingt dies beispielweise, indem diese auf Stichworte reduziert und optisch durch Symbole oder Piktogramme angereichert werden. Auch können Sie direkt neben einer Aufgabe auf nötige Arbeitstechniken hinweisen, wie z.B. das Markieren von Kernaussagen in einem Text.
Bei Texten empfiehlt es sich, Überschriften und Zwischenüberschriften einzufügen sowie wichtige Stichworte optisch hervorzuheben. Weitere Klarheit schaffen Begriffserläuterungen am Textrand. Damit die Schüler/-innen bereits vor dem Lesen des Textes wissen, was sie erwartet, können dem Text eine kurze Zusammenfassung sowie Lernziele vorangestellt werden.
Um auch auditive Lerntypen anzusprechen, können Sie mit Ihrem Smartphone Audioaufnahmen erstellen. Dort können Sie beispielsweise die Aufgabenstellung nochmals in eigenen Worten erklären oder den Text vorlesen und kommentieren. Sobald die Datei auf Ihrer Schulcloud oder Lernplattform hochgeladen wurde, können Sie den zugehörigen Link in einen QR-Code verwandeln und neben der Aufgabe oder dem Text platzieren.
Tipp 2: Weitsicht durch Gliederung der Unterrichtseinheit
Ähnlich wie Kunden bei einem Bestellvorgang in einem Online-Shop möchten Schüler/-innen beim Online-Lernen jederzeit wissen, an welchem Punkt im Lernprozess sie sich befinden. Als Lehrkraft sollten Sie daher zu Beginn jeder Unterrichtseinheit ein Dokument erstellen, in dem Sie einen chronologischen Überblick über alle zugehörigen Themen und Materialien geben. Kurzzusammenfassungen der geplanten Aufgaben und Texte sowie die damit verbundenen Lernziele zeigen den Lernenden vorab und immer wieder zwischendurch, „wohin die Reise geht“. Verlinkungen zu bereits bearbeiteten Materialien oder Zusammenfassungen des bisher Gelernten erleichtern es den Kindern und Jugendlichen zusätzlich, sich im Lernprozess zu verorten.
Tipp 3: Glaubwürdigkeit durch Vorbeugung von Fehlern
Da Lehrer/-innen im Fernunterricht nicht ständig präsent sind und etwaige Fehler in ihrem Unterrichtsmaterial mündlich korrigieren können, ist für Online-Material besonders bedeutsam, dass es keine Fehler enthält. Durch fehlerfreie Materialien signalisieren Sie Ihren Schülerinnen und Schülern auch über die Distanz hinweg, dass Sie eine glaubwürdige und kompetente Lehrperson sind. Tippfehler, inhaltliche Mängel, unklare oder nicht lösbare Aufgaben sowie schlechte Audio- oder Videoqualität können bei den Lernenden hingegen schnell zu Frustration führen.
Zur Vorbeugung solcher Mängel kann es helfen, Ideen für Online-Lernmaterialien gemeinsam mit anderen Lehrkräften zu entwickeln. Das fertige Material vom Computer vorlesen zu lassen und einmal selbst durchzuarbeiten sind zwei weitere Varianten, um zu verhindern, „blind“ für eigene Fehler zu werden.
Tipp 4: Feedback durch variable Formen
Um Verbindlichkeit zu schaffen und Schüler/-innen zum Lernen zu motivieren, ist es ratsam, beim Online-Lernen stets eine Form des Feedbacks zu integrieren. Dabei kann es sich um eine Abgabepflicht, eine Checkliste oder eine Rückmeldung durch eine Videokonferenz, E-Mail oder Audiodatei handeln.
Da das Geben von Feedback ein potenzieller „Zeitfresser“ ist, sollten Lehrkräfte allerdings stets darauf achten, welche Form der Rückmeldung sie zeiteffizient bewältigen können. Alternativen können darin bestehen, dass nicht jedes Mal alle Schüler/-innen, sondern nur eine kleine, zufällig ausgewählte Gruppe ein Feedback erhält. Außerdem können sich Kinder und Jugendliche auch gegenseitig Rückmeldung geben, wenn sie hierfür einen Leitfaden an die Hand bekommen.
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